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Fotografen-Tipp: RAW Import mit Nikon

Jeder Fotograf steht irgendwann vor der Entscheidung, welche Kamera Marke soll ich nutzen. Wer soll mich auf meinem Weg der Fotografie begleiten? Die Platzhirsche auf dem Markt sind ganz klar Nikon und Canon.

Als ich 2006 einen Technikfachmarkt aufsuchte und vor der Entscheidung stand, welche meine erste digitale Spiegelreflex werden soll, habe ich mich für Nikon entschieden. Neben der einfach besseren und wertigeren Haptik, hat mich vor allem der Bildcharakter von Nikon mehr angesprochen.

Dieser wirkt warm und kontrastreich. Jeder der Nikon kennen lernt, wird den Bildcharakter erkennen. Seit 2006 bin ich also eingefleischter Nikon-Fan und besitze mittlerweile meine dritte Nikon, die D810, die ich seit Release liebe.

Vielleicht kennt allerdings der ein oder andere von euch folgende Problem, die mit einer Spiegelreflex von Nikon arbeiten.

Man nimmt ein Foto auf, schaut auf das Kameradisplay und ist happy und zufrieden mit der Belichtung, den Farben, den Kontrasten, die man auf dieser kleinen Vorschau sieht.

Dann kommt man nach Hause, schließt die Kamera an den Rechner an und kopiert die Bilder auf die lokale Festplatte.

Der nächste Schritt, der dann bei den meisten Fotografen folgt ist die Weiterverarbeitung in Adobe Lightroom oder/und Photoshop.

Und hier kommen wir nun zu dem Problem, den ihr Nikonier vielleicht schon bemerkt habt. Zumindest würde es mich erschrecken, wenn nicht! :)

Man läd die Bilder in Lightroom und sie erscheinen stumpf und blass und ähneln nicht ganz dem, was man zuvor auf dem Display gesehen hat.

Dieses Phänomen begleitet mich seit ich mich professionell mit der Retusche beschäftige. Jedesmal läd man die Bilder in LR und ist erstmal ernüchtert. Darauf folgt ein nerviger Versuch, die Bilder in die Richtung zu retuschieren, wie man sie doch verliebt auf dem Display bestaunt hat.

Seit Jahren begleitet mich die Frage, wo das Problem ist. Warum sieht das importierte RAW Bild nicht so aus, wie auf dem Kameradisplay?!

Und warum sieht eine aufgenommene JPEG Datei, mit der man professionellerweise nicht arbeitet, deutlich besser aus und ähnelt dem Ergebnis auf dem Display?

Ich habe viele Foren und Diskussionen über diese Thematik in den letzten Jahren durchforscht und war nie zufrieden mit den Lösungsansätzen. Die JPEG ist ein Bild, dass die Kamera bereits selbstständig 'vorretuschiert' und einen Bildcharakter einfügt. Aber warum kann die RAW dies nicht in dem Umfang bereits beinhalten? Oft kam die Antwort, dass die RAW quasi eine ganz rohe Datei ist und man diese erstmal reifen lassen muss, durch die Retusche. Befriedigend war diese Antworten jedoch nicht. Weder möchte ich in JPEG fotografieren, noch eine RAW haben, die einfach nur mies aussieht und vom Nikon Charakter, den ich so schätze, so gar nichts zu sehen ist.

Irgendwann kam ich dann der Lösung meines Problems immer näher. Ich las Dinge wie 'Inkompatibilität von Nikon mit Adobe'. Was? Nikon kann nicht mit Adobe? Das kann doch nicht sein, dachte ich mir und recherchierte weiter.

Nach einigen amerikanischen Foren und Nikon-Nerd-Blogs hatte ich die Lösung für mein Problem tatsächlich nun gefunden.

Es ist tatsächlich so, dass Nikon seine Codes, mit der ein Bildbearbeitungsprogramm eine RAW öffnet und entwickelt nicht an andere Hersteller weitergibt.

Ganz anders als z.B. Canon, bei denen Canon und Adobe offen miteinander zusammen arbeiten.

Kurz gesagt, um die komplizierte technischen Erklärungen zusammen zu fassen, Adobe kann Nikons eigene RAWs (die NEF) nicht richtig 'auslesen' und interpretiert diese nur. Somit kann Adobe gar kein tolles Ergebnis liefern, wenn sie Nikons Sprache gar nicht spricht, sondern sich nur den Inhalt 'zusammenreimt'.

Der Haken liegt hier eindeutig seitens Nikon, die Ihre Daten nicht an Adobe weiter geben.

Doch warum ist das so? Nun, das kann ich auch nicht beantworten. Vermutet wird einfach, das Nikon seine eigene Bildbearbeitungssoftware als einzige Möglichkeit der 'optimalen' Retusche wahren will.

Diese gibt es nämlich. Die Software heißt Nikon Capture NX-D (Link) und ist sogar kostenlos bei Nikon zu beziehen.

Nun wollte ich es wissen, stimmt das, dass ich mit Nikons Software meine Bilder nun endlich farbecht importieren kann?

Dies teste ich und lud mir Capture runter. Es ist ein sehr ähnliches Programm zu LR. Vergleichbare Regler und Schieber. Sogar noch einiges mehr, was insbesondere auf Nikonbildeinstellungen zugreift.

Ich importierte also das erste Foto und war einfach entsetzt! Denn es funktionierte tadellos! Das Bild sah genau so aus wie auf meinem Display, diese Kontraste und Farben waren einfach genau so.

Schaut mal hier:

Links der Import in Capture OOC, rechts der Import in Lightroom OOC. Ohne jegliche Retusche, eine nackige NEF.

Man sieht anhand dieses einfachen Fotos, wie blass LR das Bild importiert. Dagegen ist es in der Software von Nikon dynamisch und kontrastreicher.

Doch nicht nur die Farben sind anders. Auch die Schärfen und Bilddetails sind Welten von einander entfernt:

Links der Import in LR OOC, rechts der Import in Capture NX-D OOC.

Man sieht direkt, wie viel mehr Detail im Bild steckt.

Es ist einfach unglaublich frustrierend, wenn man Jahre mit LR arbeitet, frustriert ist und dann so ein Knaller kommt und sich mein großes Problem einfach auflöst.

Es ist nun leider so, dass Capture sehr gewöhnungsbedürftig in der Anwendung ist. Es ist ein wenig 'unflüssig' und holprig damit zu arbeiten. Ganz im Gegensatz zu LR, das recht flüssig von der Hand geht und deutlich übersichtlicher ist.

Aber mit ein wenig Übung klappt es auch in Capture. Es ist nach der Grundretusche auch ein direktes Öffnen in Photoshop möglich. So hat man, vorausgesetzt, man ändert den Farbraum in Capture von NikonRGB zu AdobeRGB/sRGB, das tolle Bild auch im Adobeprogram :)

Nach nun einigen Wochen mit meinem neuen Workflow, komme ich gut klar und ich bin überzeugt davon, diesen neuen Lernprozess in meiner Arbeitsweise einzuarbeiten um einfach an das perfekte Ergebnis zu gelangen.

Ich verzichte nun mittlerweile gänzlich auf LR und arbeite in Capture und Photoshop :) Ich bin damit total glücklich, denn endlich habe ich das, was ich beim SHooting auf dem Display sehe, als Basis für meine weitere Retusche und keinen matten Lightroom-Matsch mehr :)

Vielleicht kann ich dem ein oder anderen von euch hiermit die Auten ein wenig öffnen. Vielleicht auch euch zu dem besseren Foto mit Nikon verhelfen :)

Und hier noch das Ergebnis vom Pferdefoto von oben, Grundretusche Capture und Endretusche in PS:

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